Rottweiler

Alleinsein als Lernerfahrung

Das Alleinebleiben ist ein wichtiger Bestandteil der zu entwickelnden Lernerfahrungen für den Hund. Denn das Alleinsein gehört von Natur aus nicht zu den üblichen Alltagsbeschäftigungen sozialer Rudeltiere wie Hunden. Hunde sind nicht von Geburt an darauf ausgelegt, alleine zu sein, und müssen idealerweise von klein auf lernen und üben, um behutsam an diesen ungewohnten Zustand herangeführt und gewöhnt zu werden.

unterschiedliche felltypenWenn keine Gewöhnung ans Alleinsein stattfindet, kann das Verlassen des Hundes im Wohnraum zu erheblichem Stress, Verlust- und Trennungsangst führen. Dies wiederum führt zu verschiedenem Verhalten bei Hunden, wie Bellen, Jaulen, Heulen, Zerstörungswut und sogar Unsauberkeit im Haus. In extremen Fällen können auch schwerwiegende Verhaltensprobleme und Verhaltensstörungen auftreten, einschließlich Selbstverletzung.

Jedoch sollte es gar nicht erst so weit kommen. Daher sollte das Training und die Gewöhnung ans Alleinsein in jeden Trainingsplan aufgenommen werden, idealerweise schon früh nach dem Einzug des Welpen oder Hundes bei einer Adoption. Selbst wenn man den besten Vorsatz hat, den Hund möglichst nie alleine zu lassen, werden die wenigsten Halter dies im Alltag tatsächlich umsetzen können. Sei es aufgrund von Behördenterminen, Arztbesuchen, Friseurbesuchen, Steuerberatung oder einem Geburtstag bei Freunden. Kurz gesagt, das Alleinbleiben des Hundes wird gelegentlich vorkommen, und der Hund muss entsprechend durch Gewöhnung darauf vorbereitet werden.

Was können die Folgen sein, wenn du deinen Hund alleine lässt, und warum?

Das Alleinbleiben und Alleinsein sind für unsere Hunde untypisch. Da sie in sozialen Rudeln leben, streben sie danach, den Anschluss an ihre Gruppe nicht zu verlieren. Wenn sich ein Hund verlassen fühlt, greift er zunächst zu den typischen hundeüblichen Mitteln: Er bellt nach den anderen. Dies hat in der Regel eine durchschlagende Wirkung. Seine Familie, also wir Menschen, kehrt zurück, zwar vielleicht wütend, aber er ist nicht mehr alleine. Beim nächsten Mal wird er daher umso unermüdlicher jaulen oder bellen, da er damit bereits Erfolg hatte.

Eine mögliche Folge kann sein, dass der Hund Zerstörungswut entwickelt, die sich durch das Anknabbern von Stühlen, das Zerstören von Blumen oder Schuhen äußern kann. Dies geschieht meist zunächst zufällig, doch das Erfolgserlebnis, nämlich die Zuwendung und (negative) Aufmerksamkeit des Menschen, folgt darauf. Von da an wird das Alleinsein zum Auslöser für sofortiges Umsetzen dieser bereits einmal erfolgreich gewesenen Maßnahmen: des Zerstörens.

Konsequenz und Geduld!

In Bezug auf das Alleinbleiben des Hundes sind Ruhe, Souveränität, Geduld und Konsequenz gefragt!

Tipp: Durch lautes Schimpfen oder andere Strafen erreichst du lediglich, dass dein Hund einerseits deine Rückkehr herbeisehnt, andererseits aber auch fürchtet. Dies kann möglicherweise zu einer echten Verhaltensstörung führen. Achte daher darauf, dass du dennoch ruhig und entspannt deine Wohnung oder das Haus betrittst und diese Ruhe auch deinem Hund gegenüber zeigst.

Um deinen Hund ans Alleinebleiben zu gewöhnen, kannst du folgende Schritte befolgen:

  1. Gib deinem Hund einen festen Platz in der Wohnung, eine geschützte Ecke, die ihm Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Wähle einen Platz, der nicht im Flur liegt und nicht zur Haustür zeigt. Dein Hund braucht Ruhe. Um den Platz gemütlich zu machen, lege Decken oder sogar einen alten Schuh oder ein getragenes Shirt von dir in den Korb.
  2. Führe deinen Hund zum Korb, indem du in seine Richtung zeigst, und lege ihn dort ab. Belohne ihn sofort dafür. Es ist nicht notwendig, dass er Platz oder Sitz im Korb macht. Setze dich in die Nähe des Korbes, um die Übung unter Kontrolle zu haben. Auf diese Weise verhindern wir, dass dein Hund eigenständig entscheidet, den Platz zu verlassen und den Befehl zu ignorieren.
  3. Wiederhole diese Übung mehrmals am Tag. Beachte jedoch, dass die Konzentrationsphase deines Hundes begrenzt ist. Nimm dir Zeit und wiederhole die Übung in kurzen Intervallen von zwei bis drei Minuten. Nach einigen Tagen oder Wochen wird dein Hund angenehme Erfahrungen mit diesem Platz verbinden, nämlich deine Nähe und seine Belohnung. Gelegentlich kannst du ihm auch einen Kauknochen oder ein Spielzeug in den Korb geben.
  4. Sobald dein Hund seinen Wohlfühlort genießt, verlasse ihn für ein paar Minuten, wenn er schläft oder ruht. Gehe dabei so weit weg, wie du den Lernprozess noch unter Kontrolle hast. Von nun an gilt: Niemand geht unaufgefordert zum Korb, auch nicht Besucher. Wenn dein Hund aufwacht und dir folgen möchte, führe ihn wieder in den Korb. Denke daran, dass es kaum etwas Schlimmeres gibt als eine ausgeprägte Kontrollverlustangst. Dein Hund sollte entspannt im Korb liegen bleiben können, auch wenn du den Raum verlässt. Bleibe nur kurz weg, komme zurück und begrüße deinen Hund, als wärst du länger fort gewesen.
  5. Wiederhole diese Übung mehrmals am Tag zu verschiedenen Zeiten. Variiere auch die Tage, damit dein Hund nicht schnell herausfindet, dass wieder geübt wird, nur weil es zum Beispiel Dienstag, 17 Uhr ist.
  6. Diese Übungen und das Training solltest du idealerweise durchführen, wenn du viel Zeit für deinen Vierbeiner hast. Bleibe dabei ruhig, geduldig und sei ein gutes Vorbild. Dies ist nur möglich, wenn du Zeit hast und keine anderen Termine auf der Agenda stehen.
  7. Natürlich soll dein Hund nicht stundenlang im Korb verharren. Diese Übung dient beispielsweise dazu, dass er Ruhe bei Feiern oder beim Staubsaugen hat.

Übung 1: Hundepuzzle

Materialien:alleine sein

  • Leckerlis oder Trockenfutter
  • Ein interaktives Hundespielzeug oder eine Hundepuzzle-Box

Anleitung:

  1. Verstecke ein paar Leckerlis oder Trockenfutterstücke im interaktiven Spielzeug oder der Hundepuzzle-Box.
  2. Gib deinem Hund das Spielzeug oder die Box und ermutige ihn, die Leckerlis zu finden.
  3. Wenn dein Hund die Leckerlis gefunden hat, gib ihm positive Verstärkung und lobe ihn.
  4. Wiederhole diese Übung regelmäßig, um deinen Hund geistig zu fordern und ihm eine Beschäftigung zu bieten, wenn er alleine ist.

Übung 2: Geräusche-Training

Materialien:

  • Belohnungen (Leckerlis oder Spielzeug)
  • Geräusche, die deinen Hund normalerweise ängstlich machen (z. B. Türklingel, Staubsaugergeräusch, Feuerwerksgeräusche)

Anleitung:

  1. Beginne mit einem Geräusch, das für deinen Hund weniger beängstigend ist, z. B. leises Klopfen an der Tür.
  2. Spiele das Geräusch ab und beobachte die Reaktion deines Hundes.
  3. Wenn dein Hund entspannt bleibt oder neugierig reagiert, belohne ihn mit einem Leckerli oder einem Lob.
  4. Steigere langsam die Intensität des Geräuschs oder wechsle zu einem etwas beängstigenderen Geräusch.
  5. Wiederhole den Vorgang, bis dein Hund lernen kann, mit den verschiedenen Geräuschen umzugehen, ohne ängstlich zu reagieren.
Hinweis: Bei der Durchführung dieser Übungen ist es wichtig, Geduld zu haben und den Hund nicht zu überfordern. Stelle sicher, dass du positive Verstärkung und Belohnungen einsetzt, um das Vertrauen deines Hundes zu stärken und die Übungen angenehm zu gestalten.
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